Sonntag, 24. Oktober 2010

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Mittwoch, 16. September 2009

Im Land der aufgehenden Tonne - Teil II

Die Japaner haben im allgemeinen keine Berührungsängste mit Kunststoff jeglicher Art. So hat die nationale Fluggesellschaft JAL kürzlich beschlossen, auf ihren internationalen Flügen Wein aus Plastikflaschen auszuschenken statt aus Glasflaschen. Dies spart Gewicht und reduziert damit den CO2- Ausstoß. Das Kyoto-Protokoll wird doch sehr ernst genommen.

Müllverbrennungsanlagen sind hierzulande auch umweltschonend meist mitten im Wald angelegt – so wird die Bevölkerung an ihren gewöhnlichen Aufenthaltsorten weder optisch noch olfaktorisch belästigt. Und Müll wird hier jede Menge produziert.

Zum einen ist das in dem schon brutal zu nennenden Verpackungswahn begründet. Um die durch die Geburt in diese Inselwelt begründete, „giri“ genannte Erbschuld zu sühnen, ist der Durchschnittsjapaner im Schnitt ein Drittel seiner Wachzeit damit beschäftigt, meist standardisierte Geschenkobjekte wie Seifen, Handtücher und Süßspeisen aus Bohnenpaste (iigghh) in Kartons zu packen und akkurat mit mehreren schichten edlen Papiers zu umwickeln, am besten handgeschöpft.

In zwei Jahren in Japan habe ich nicht einmal einen unverpackten Zuckerwürfel – meist in der Plastikhülle zum Aufreißen – gesehen. Wenn ich mir im „Kombini“ eine Banane hole, so ist die einzeln in festem Zellophan verpackt mit einem Verschluß, der ohne scharfes Werkzeug nicht zu öffnen ist. An der Kasse wird dieses verhüllte Objekt dann in eine weitere Plastiktüte gegeben. Allerdings steht dort auch immer ein kleiner Behälter bereit - für die Aufnahme des Kassenbons, um das Papier der stofflichen Wiederverwertung zuführen zu können. Die Entscheidung liegt beim Kunden, ob er diesen Beitrag zum Umweltschutz leisten will.

Einen besonders erfreulichen Beitrag zum Umweltschutz qua Materialersparnis leistete im Sommer hingegen die japanische Finalistin für den „Miss Universe“-Wettbewerb, Miss Miyasaka, auf Ihrer Entsendungsveranstaltung. Ihr Kimono-inspiriertes Kostüm endete zwar unterhalb der Gürtellinie, aber doch sehr deutlich oberhalb des Schritts. Statt sie ob Ihres Umweltbewusstseins zu loben zitierte die Japan Times „einige“, welche das Kostüm als krass und schlampenhaft bezeichneten. Miss Miyasaka tröstete sich im Flieger mit einem Schluck Weins aus der Plastikflasche.