Sonntag, 3. Februar 2008

Die Luft in Tokio ist besser als die Luft in Frankfurt

Sonntag, 12. Januar. Der Nachbar rechterhand hat mal wieder seinen leuchtenden Blaumann angezogen und werkelt seit Stunden am 328i Cabrio seiner Frau rum. Sein Fiat 500 (Baujahr 1965) und der Viertürer Maserati (Baujahr 2000, seltenes Modell, den er vor Weihnachten in einem sechzehn-Stunden Wochenend-Marathon blankgewienert hat) bleiben heute in der Garage. In symmetrischer Anordnung sind rund um den 328er Schüsselschen mit Schrauben, Muttern und Gummimuffen in Position gesetzt. Ich frage ihn scherzhaft, ob er Winterreifen aufziehen will. Hai, hai, meint er, was soviel heißt wie „’türlich“. Seine Frau liege zwar seit einer Woche mit einer mit einer Grippe im Bett, aber für heute Nacht sei Schnee angesagt, und man wisse ja nie. Ich heuchle lächelnd Verständnis. Auf unserer Straße hängen Zitronen- und Orangenbäume voller Früchte, die Kübel- und Topfpflanzen stehen in Hofeinfahrten und am Straßenrand: Ein schöner Anblick auf dem Weg zur Bahnstation in der Früh.

Am nächsten Morgen liegt tatsächlich etwas Puderzucker auf den Dächern. Die Straßen sind völlig frei, und der Nachbar nimmt wie jeden Morgen das Fahrrad zur Arbeit. Die Zitronenbäume und Blumensträucher sind mit Plastikplanen bedeckt.

Die Nachbarin linkerhand fährt übrigens Mercedes. Ich mag sie nicht. wir haben uns nur einmal gesprochen, vor Monaten. Ich stellte mich vor und sagte,
- Hallo, ich bin der neue Nachbar!
Darauf sie:
- Sind Sie Amerikaner?.
Ich:
- Nein, ich bin Deutscher!
Sie:
- Mein Schäferhund ist auch Deutscher, es ist ein deutscher Schäferhund!
Wir haben seither kein Wort mehr miteinander gewechselt. Ich halte es nicht für notwendig, mit ihr eine engere Beziehung aufzubauen.

Sehr angenehm in Tokio: Die Luft hier ist gar nicht schlecht. Dies fiel gleich wieder nach der Landung auf dem weit außerhalb liegenden Flughafen Narita auf, als uns ein laues Frühlingslüftchen umwehte. Aber auch in der Riesenstadt Tokio hält sich die Luftverschmutzung im Rahmen. Ein wesentlicher Faktor: In Japan gibt es keine Diesel-PKWs. Man bevorzugt außerdem großvolumige Motoren und fährt meist recht defensiv, so dass der Verkehr – mit Ausnahme der Hauptstraßen – eher flüsternd wahrgenommen wird. Obendrein sind ja auch die beliebten Motorroller inzwischen fast alle mit blubbernden Viertakter-Benzinern ausgestattet. Das Ganze eine Wohltat für meine empfindlichen Ohren und für meine empfindliche Lunge.

Samstag, 18. Januar. Der Nachbar hat wieder seinen leuchtenden Blaumann an. Das 328er Cabrio ist heute wieder an der Reihe. Er zieht die Sommerreifen auf.

Sonntag, 3. Februar. In ganz Tokio Schneematsch. Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich, wie jemand auf einer Strecke von 50 Metern Buckel mit seinen Halbschuhen den Schneematsch zum Straßenrand schiebt. Ohne ersichtlichen Grund. Für die Busse kanns nicht sein, denn die haben auf einmal alle Schneeketten und fahren nur im Kriechtempo. Ich fahre fröhlich mit meinem Roller zum Thermalbad, mit Schihose und Helm fühlt sich’s warm und wohlig an. Zum ersten Mal leere Straßen: In fünf Minuten bin ich da, zu Fuß wär’s ‚ne halbe Stunde gewesen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

liegt noch immer schnee?
bei uns zwitschern bereits die vögel und meine kindergartenkinder sind fleissig auf marienkäferjagt...:)
können wir morgen mittag (bzw. abend bei euch) skypen?
ganz lieben gruß - rosie

Anonym hat gesagt…

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