Letzte Woche waren wir mal wieder im Cavern Club. Ist ja nur 5 Minuten vom Büro, und außerdem war George Harrisons Todestag. Mabu und Genossen hatten einen befreundeten Sitar- und einen Tablaspieler eingeladen, und die waren auch ganz talentiert, haben schön die Harrison-Sitar-Stücke von Revolver, Rubber Soul und St. Pepper’s gespielt und ein bisschen Ulk mit dem Publikum getrieben.
Dann Pause. Fast eine Stunde. Na gut, über die Stereoanlage heute statt Beatlesmusik Harrsion-Cover-Versionen, und dann auch seine Aufnahmen als Bandmitglied der „Travelling Wilburys“ (mit Bob Dylon, Jeff Lynne, Roy Orbison und Tom Petty) Patty sagt: Kuck’ mal, vielleicht spielen die heute gar nicht, da vorne läuft Mubacho (John Lennon) im Flannelhemd rum, die tragen ja gar keine Beatles-Outfits…
Und plötzlich stehen die Travelling Wilburys auf der Bühne: Naganuma (Paul McCartney) als Bob Dylan, schick mit Japanerhütchen, und Kabe (normalerweise George Harrison) als Roy Orbison (weißes Perlmutthemd und zurückgegeltes Haar). Dazu noch der Keyboarder aus der John Lennon-Session (einsfünfundneunzig großer Hüne mit langem Haar und Sonnenbrille: Die Japaner sind auch nicht mehr so klein wie sie mal waren), sowie ein zweiter Lead-Gitarrist im schwarzen Ninja-Outfit.
Mabuchi (John Lennon) wie immer in bester Spiellaune, klampft schon beim Fade-out der CD mit, singt heute die Stimme von Roy Orbison. Und wie. Ich kann’s nicht fassen. While my guitar gently weeps: Beide Leadgitarristen spielen ein jeweils geiles Solo, der Ninja-Typ beherrscht die Gitarre als wär es ein Körperteil, und steigern sich dann im vom Schlagzeuger Kabe (Ringe, heute mit besonders viel Drive) getriebenen Accelerando in ein wahnsinns-Doppelsolo rein. Wir sitzen da und kriegen den Mund nicht zu. Und die klotzen ein Stück nach dem anderen der Travelling Wilburys raus, als hätten sie die letzten 10 Jahre nichts anderes gemacht. Dabei spielen sie vier- bis fünfmal die Woche „nur“ Beatles-Lieder. Vollblutmusiker: Mabuchi stimmt auch mal während des Spiels seine Gitarre nach, oder setzt mal zwei Takte aus, zieht ein Capodastro auf und spielt das Stück mit neuer Griff-Folge weiter: Vollprofis. Ein ketzerischer Gedanke taucht auf: Die Beatles können gar nicht so gut gewesen sein wie diese Typen!
Erstaunlich, was diese Metropolis in ihren besten Momenten zusammenkocht! Für mich haben sich die vier Monate Japan allein schon durch den viermaligen Besuch dieses Clubs mit den „Silver Beats“ gelohnt.
Die spielen übrigens auch am 24.12. (Kaisers Geburtstag in Japan).
http://www.silverbeats.com/profile.html
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Am Samstag dann großer Weihnachtsmarkt der Kreuzkirche. Die Kreuzkirche ist unsere Kirchengemeinde (ja, wir gehen regelmäßig in die Kirche. Und zwingen Fritz zur Konfirmation) und gleichzeitig einer der Knotenpunkte der deutschen Diaspora (und ihrer japanischen Fangemeinde). Dort wurden mindestens 50 Adventskränze verkauft (teilweise von Patty geflochten, und teilweise von ihr gekauft), 250 Liter Glühwein und mindestens fünfhundert Bratwürste. Seit Monaten wurden von den Angestellten deutscher Firmen rauhe Mengen an Lebkuchen importiert und hier jetzt für teures Geld an den Mann gebracht. Das Ganze bei strahlendem Sonnenschein – denn im Dezember bricht der japanische Herbst zu vollem Glanz aus – für den Abend hatten wir Glühbirnen in die Äste gehängt. Die Blätter der Ahorn- und Ginkobäume erreichen Ende November ihre tiefste Färbung, und bei 20 Grad im Schatten kann man’s auch in der Sonne gut aushalten.
Die Kirche ist eine Bretterbude mit Fenstern aus Reispapier, und die Veranstaltung findet in erster Linie zur Finanzierung stabilisierender Baumaßnahmen, des Pfarrhaushalts und einer angedachten neuen Orgel statt. Es war ein sehr gelungenes Fest.
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2 Kommentare:
Hier ein Kommentar damit es wenigstens so aussieht als wrde jemand deinen Blog lesen^^
Hallo Klaus-Dieter,
Dein Blog ist absolute Spitze!
Das Lesen ist ein wahrer Genuss und ich beneide Dich vor allem um die Jungs vom Club.
Herzliche Grüße aus Heidelberg
auch von meinen Mädels
Klaus
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