Sonntag, 11. November 2007

In Japan funktioniert einiges anders (oder auch nicht)

So langsam merke ich, dass die Leute hier anders ticken. Zum Beispiel Bank: Ich geh’ zu meiner Bank, bei der ich ein Konto auf Englisch eröffnet hatte. Das Mädel am Schalter spricht exzellentes Englisch, hat Sie in Tokio auf einem Mädcheninternat gelernt.
Ich möchte einen Dauerauftrag einrichten und zwei Überweisungen tätigen.

- Guten Tag, ich möchte einen Dauerauftrag einrichten.
- Entschuldigung, wie bitte?
- Jeden Monat, am gleichen Tag, den gleichen Betrag auf dasselbe Konto überweisen.
- Aha, eine Einzugsermächtigung.
- Nein, jeden Monat, am gleichen Tag, den gleichen Betrag auf dasselbe Konto überweisen. Man nennt das Dauerauftrag.
- Tut mir leid, machen wir nicht.
- Gut, dann möchte ich 500.000 Yen auf das Konto meiner Frau überweisen.
- Geht nicht.
- Warum nicht?
- Wir glauben nicht, dass die Überweisung ankommen wird.
- Interessant, dass Sie das sagen, ich habe nämlich gestern per Internet-Banking schon einmal 500.000 Yen an meine Frau überwiesen, und die Überweisung ist auch nicht angekommen!
- Sehen Sie, tut mir leid.
- Dann habe ich aber noch eine Überweisung: Ich muß einen Vorschuß an meine Firma zurückzahlen.
- Wie heißt denn die Firma?
- Shoken Kaisha. Sie ist hier im Gebäude. Sehen Sie auf meinen Zettel, hier habe ich den Namen der Firma in japanischen Schriftzeichen, die Bankverbindung mit Namen der Bank und Bankleitzahl, sowie eine Referenz und sogar das interne Konto bei der Shoken Kaisha.
- Wir glauben nicht, dass die Zahlung ankommen wird. Gehen Sie lieber noch mal hoch und vergewissern Sie sich, dass der Name Ihrer Firma richtig geschrieben ist.
- Herrgott, der Name steht doch auch auf meiner Visitenkarte, hier, schauen Sie her, es ist genau derselbe Name, genau gleich geschrieben.
- Entschuldigung, wir meinen Sie sollten noch einmal hochgehen um ganz sicher zu sein…..
- Ich geh’ jetzt nicht noch mal hoch! Ich gehe hoch, wenn Sie die Überweisung angenommen habe! Und ich komme wieder runter, wenn das Geld nicht angekommen ist! Aber ich gehe doch nicht hoch UM DEN NAMEN MEINER EIGENEN FIRMA ZU VERIFIZIEREN UND DANN WIEDER RUNTERZUKOMMEN!
- Na gut, wir probieren’s mal. Schreiben Sie hier bitte die Kontonummer auf das Formular.
- Können Sie das nicht für mich ausfüllen?
- Nein, das müssen Sie tun………
………….
- Dann hätten ich gerne noch einen Kontoauszug
- Kontoauszüge versenden wir nur einmal im Monat, am 15. für den vorausgegangnen Monat
- Warum denn erst am FÜNFZEHNTEN??
- So des! (Häufige japanische Floskel, entspricht etwa dem Deutschen „trallala“)
- Kann ich meine Kontobewegungen auf Ihrem Bildschirm sehen?
- Nein, aber ich kann Ihre Kontobewegungen auf meinem Bildschirm sehen.
- Hätten Sie wohl die Freundlichkeit, mich auf Ihren Bildschirm schauen zu lassen?
- Tut mir leid, muß ich fragen!
(Tuschel tuschel – so des! Tuschel tuschel so des!)
- Also gut, da müssen wir uns aber hier rüber setzen.
- Prima, geben Sie mir doch bitte ein Papier von diesem Stapel, dann kann ich gleich mitschreiben
- Nein, dieser Stapel Papier ist nur für Devisentransaktionen……

So kommt es, dass ich von mir selbst verfasste handgeschriebene Kontoauszüge abhefte...

Patty hat übrigens auch ein Konto, bei einer anderen Bank bei uns um die Ecke. Die Leute da sprechen kein Englisch, sind aber immer sehr höflich. Patty wird behandelt wie der beste Kunde. Bis jetzt ist kein Yen auf diesem Konto angekommen. Deshalb hat sie auch noch keine Kontoauszüge erhalten.

Und so kommt es, dass ich bei Bedarf immer ein Bündel Geldscheine nach Hause bringe, das stecken wir dann in’n Strumpf. Patty zahlt damit unsere laufenden Rechnungen; es dauert nämlich grundsätzlich zwei bis drei Monate, um eine Einzugsermächtigung einzurichten.

Zwei Tage danach beim Motoradhändler:
- Dies ist ein sehr schönes Motorrad und auch noch recht neu. Kann ich es einmal probefahren?
- Nein.
- ??? Vielleicht das daneben?
- Auch nicht……
- So des?
- So des, ne!

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