Die letzten beiden Tage haben wir (Patty, Fritz und ich) in Kyoto verbracht. Das andere Japan. Schon ein sehr erholsamer Kontrast zu Tokyo. Landschaft. Gestaltete Strassen und Plätze. Flair. Und wahnsinnsviele Tempel und Schreine. Nijo-Burg, Kaiserpalast, der Tempel der 33 Tore und 1001 Buddahs etc. etc. Heute sind wir noch auf dem Philosophenweg spazierengegangen. Strahlender Sonnenschein. Sehr heimelig. Der japanische Herbst ist wirklich sehr schön.
Die japanische Architektur: Japanische Burgen und Schlösser: Wunderschöne Textilmalereien an den Wänden, große Schnitzkunst. Inneneinrichtung Fehlanzeige. Die mit Reispapier beschlagenen Schiebetüren machen das Drinnen zum Draußen. Im Sinne von Schutz vor den Elementen hat das ungefähr die Qualität eines Carport. Im japanischen Landschaftsgarten: Im Wald fegt einer das Moos, auf den Bäumen sitzen die Gärtner und schnippeln an den Ästen ’rum. Totaler Bonsai. Der Kies wird mit Förmchen arrangiert, und wird dann Jahrhunderte nicht mehr angefaßt.
Kyoto ist auf jeden Fall eine Reise Wert. Wir wohnten im alten Viertel Gion, sehr schöne Holzarchitektur im Kneipen- und Restaurantviertel, sowie alteingesessenes Handwerk von hoher Qualität. Patty hatte uns in einem Ryokan, einem traditionellen japanischen Gasthof mit sehr viel Charme, untergebracht. Die Schuhe werden am Eingang abgegeben. Die Einrichtung ist karg und geschmäcklerisch. Schiebetüren, Reispapier, man sitzt im Schneidersitz auf Strandmatten um einen niedrigen Tisch, auf dem eine Frau im Kimono Sukiyaki zubereitet. Danach werden die Futons ausgerollt. Der Fonduegeruch bleibt die Nacht über erhalten. Das Ganze ist eher so wie Zelten, oder für die Pfadfinder Übernachtung im Stammesheim. Zum Schluß noch ein Bad genommen: Im Holzzuber, völlig eingetaucht, daneben bisschen Steinchendeko. Irgendwann erliegt man dem japanischen Charme.
Oder davor im Edel-Restaurant im schlichten japanischen Stil. Wir hatten schon im Ryokan gegessen, also wollten wir nur ein bisschen Bier und Reiswein trinken und eine dicke Zigarre paffen. Alles kein Problem. Wenn dann so eine japanische Schönheit vor dir kniet, Dich anstrahlt und Dir dabei ein Teppichmesser reicht dann weißt Du: Sie will Deine Zigarre schneiden. Und irgendwann erliegst Du dem japanischen Charme.
Das japanische Essen: Ich glaube, man muß damit aufgewachsen sein, so wie mit Handkäs und Äppelwoi. Einiges ist ja ganz ordentlich, wie das lokale Schweineschnitzel (Tonkatsu, oberlecker) und die berühmte Nudelsuppe (Ramen), wobei die auch wieder nicht so gut ist, als dass ich in den letzten drei Monaten einmal in die Versuchung gekommen wäre, sie zu bestellen. In den Supermärkten riecht es oft wie bei uns in der Zoohandlung, oder in der Reihe für Hundefutter und Katzenstreu. Und man muß leider auch sagen: Ein sehr hoher Anteil der Japaner hat starken Mundgeruch. Macht die tägliche Arbeit im Büro auch nicht grade leichter.
Sehr gut: Das Bier! Wird immer eiskalt serviert, schmeckt sehr frisch, lecker, hat etwas weniger Alkohol und geschmackliche Intensität als das deutsche Bier, und ich würde es in diesem Klima jederzeit vorziehen (und tue dies auch laufend). Kampai (Prost)!
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